Kinderfeuerwehren

Sarah Altmann

Starkes Wachstum durch Qualität in der Ausbildung begleiten

Wachstum der Kinderfeuerwehren - Zahlen und Fakten

Kinderfeuerwehren boomen. Das hat zum Beispiel die Aktion „112 Kinderfeuerwehren“ von Bayern 3 und dem Landesfeuerwehrverband Bayern sehr gut deutlich gemacht. Dort haben sich zwischen August und Dezember 2023 173 Kinderfeuerwehren als „neugegründet“ gemeldet.

Auch die jährlichen Statistiken der Kinder- und Jugendfeuerwehren sprechen eine deutliche Sprache. Für das Jahr 2022 wurden folgende Zahlen für ganz Bayern gemeldet:

Kinderfeuerwehr-Gruppen

1116

Mitglieder

18.932 (11.669 m/ 7.248 w/ 15d)

Betreuende

4.790 (2.111 m/ 2.678 w/ 1d)

Die Mitgliederzahlen für 2023 liegen aktuell noch nicht vor, aber es ist von einem weiteren deutlichen Anstieg auszugehen.

 

Rechtlicher Hinterrgund und Versicherung

Bayerisches Feuerwehrgesetz

Art. 7 - Kinder- und Jugendfeuerwehr

(1) Bei den Freiwilligen Feuerwehren können für Minderjährige ab dem vollendeten 6. Lebensjahr Kindergruppen gebildet werden.

(2) 1Minderjährige können vom vollendeten 12. bis zum vollendeten 18. Lebensjahr als Feuerwehranwärter Feuerwehrdienst leisten. […]

Kindergruppen können damit als Teil der gemeindlichen Einrichtung Feuerwehr gegründet werden. Um einen Versicherungsschutz durch die KUVB sicherzustellen, empfiehlt es sich in diesem Fall, eine schriftliche Bestätigung der Gründung (z.B. Gemeinde-/Stadtrats-Beschluss) der Gemeinde/ Stadt einzuholen.

Auch die Gründung der Kinderfeuerwehr über den Feuerwehrverein ist möglich. In diesem Fall gibt es keine Vorgaben für Altersbegrenzungen. Der Versicherungsschutz der Kinder muss über eine Unfallversicherung abgedeckt werden. Für Mitglieder des LFV Bayern gibt es eine Gruppenunfallversicherung, weitere Infos siehe hier.

Kinderfeuerwehren - mehr als nachhaltige Mitgliedergewinnung

Eigentlich sind Kinderfeuerwehren keine neue Idee. Insbesondere im nördlichen Bayern gibt es oft schon seit vielen Jahren gut erprobte Kinderfeuerwehr-Konzepte. Der Strukturwandel zwang die Feuerwehren dort teilweise schon früher, neue Wege in der Mitgliedergewinnung auszuprobieren. Inzwischen hat der demographische Wandel in ganz Bayern zu mehr Konkurrenz zwischen Ortsvereinen geführt. Wenn es insgesamt weniger Kinder und Jugendliche als früher gibt und diese sich bei anderen Vereinen schon ab dem Grundschulalter engagieren, bleibt in den vollen Stundenplänen oft mit 12 Jahren nicht mehr genug Zeit für die Jugendfeuerwehr. Auch wenn nicht jedes Kind von der Kinderfeuerwehr über die Jugendfeuerwehr bis zum Übertritt in die aktive Wehr dabeibleibt, zeigen die Zahlen doch, dass Kindergruppen ein sehr erfolgreicher Baustein für die nachhaltige Mitgliedergewinnung sein können. Darüber hinaus kann bei der Kinderfeuerwehr Brandschutzerziehung in vertiefter Form stattfinden und oft werden über die Kinder auch weitere Familienmitglieder für die Feuerwehren gewonnen. Nicht zuletzt lernen schon die Kleinen, dass es sinnvoll ist, unentgeltlich etwas zu tun und zu helfen und die Arbeit mit dieser begeisterungsfähigen, neuen Zielgruppe kann viel Spaß machen.

Ziele und Inhalte der Kinderfeuerwehrarbeit

Kinderfeuerwehren beschäftigen sich mit dem Thema „Feuerwehr“ auf spielerische Weise. Grundsätzlich ist sehr wichtig, dass noch nicht an Feuerwehrgerätschaften ausgebildet wird. Das ist rein physiologisch mit den Kindern noch nicht möglich, teilweise gefährlich und kann körperliche Schäden verursachen. Außerdem soll die Jugendfeuerwehr-Ausbildung noch nicht vorweggenommen werden.

Kinderfeuerwehr bedeutet spielerisches Herangehen an das Thema „Feuerwehr“, z.B.:

  • Brandschutzerziehung
  • Kindgerechte Experimente zu Brennen und Löschen
  • Spiele, die Zusammenarbeit und gemeinsames Problemlösen fördern
  • Basteln und Werken
  • Einfache Knoten (Schleife binden…)
  • Ortskunde…

Kinderfeuerwehr vermittelt grundlegende Kompetenzen, auf denen man ein (Feuerwehr-)Leben lang aufbauen kann.

 

Zuschuss zur Gründung einer Kinderfeuerwehr

Die Versicherungskammer Bayern unterstützt die Feuerwehren bei der Gründung einer Kinderfeuerwehr mit einem einmaligen Zuschuss von 300€.

Der Zuschuss kann von den Mitgliedsfeuerwehren im Landesfeuerwehrverband beantragt werden. Der formlose Antrag auf finanzielle Unterstützung muss folgende Punkte enthalten:  Angabe des Gründungsdatums, welches maximal 3 Monate im gleichen Kalenderjahr zurückliegen darf, Bankverbindung, Schriftliche Bestätigung über Gründung durch KBR/SBR (mit Unterschrift).

Der Zuschuss kann direkt bei der Versicherungskammer Bayern beantragt werden.

Jugendfeuerwehr und Kinderfeuerwehr – nur als Team erfolgreich

Es gilt aber unbedingt zu beachten: Die Kinderfeuerwehr macht als Mittel der Mitgliedergewinnung nur dann Sinn, wenn die Kinder mit 12 Jahren in eine gut funktionierende Jugendgruppe übertreten können. Wenn Ressourcen und Personal ohnehin schon knapp sind, sollte man sich besser auf die bestehende Gruppe fokussieren. Auf keinen Fall sollten Jugendwartinnen und Jugendwarte das Thema Kinderfeuerwehr noch zusätzlich übernehmen müssen. Inhalte und Methoden von Jugendfeuerwehr und Kinderfeuerwehr sind ganz unterschiedlich und das Amt des Jugendwartes/ der Jugendwartin ist ohnehin schon anspruchsvoll und zeitintensiv. Für die Kinderfeuerwehr sollte ein eigenes Betreuer-Team aufgestellt werden.

Auch wenn diese beiden Einheiten getrennt voneinander laufen ist es natürlich an bestimmten Punkten notwendig, dass beide zusammenarbeiten, damit der Übertritt von der Kinderfeuerwehr in die Jugendfeuerwehr möglichst reibungslos funktioniert.

Tipps für einen erfolgreichen Übertritt zur Jugendfeuerwehr:

  • Gemeinsames Sommerfest von Kinder- und Jugendfeuerwehr mit „Übertrittsritual“ (Schlauchspalier, Überreichen der JF-Helme oder ähnliches)
  • „Paten“ aus der Jugendfeuerwehr begleiten Kinder beim Übertritt
  • Kinderfeuerwehr als „Fanclub“ bei der Jugendleistungsprüfung…

WICHTIG: laut Bayerischem Feuerwehrgesetz darf der Übertritt von der Kinderfeuerwehr in die Jugendfeuerwehr nicht automatisch erfolgen. Eine eigene Beitrittserklärung ist notwendig!

Ausbildung von Kinderfeuerwehr-Betreuern – das Fundament für Qualität der Kinderfeuerwehr

Wie in allen Bereichen der Feuerwehr kann nur durch gute Ausbildung der Kinderfeuerwehr-Betreuer/-innen die Qualität der Arbeit sichergestellt werden. Das starke Wachstum der Kinderfeuerwehren stellt Landkreise, Städte und Bezirke dabei vor neue Herausforderungen. Anders als bei den Jugendwart-Lehrgängen an den staatlichen Feuerwehrschulen, gibt es für die Kinderfeuerwehr-Betreuenden bisher kein einheitliches Ausbildungskonzept.

In vielen Bezirken, Landkreisen und Städten gibt es schon seit längerem eigene erfolgreiche Formate wie „Kinderfeuerwehr-Foren“ mit Fortbildungs- und Vernetzungsangeboten. Auch die Online-Austauschrunden den Jugendfeuerwehr Bayern greifen oft Kinderfeuerwehr-Themen auf und erfreuen sich großer Beliebtheit. Viele Kreis- und Stadtjugendringe bieten eigene Jugendleiter-Schulungen (nach Juleica Standard) für ihre Mitgliedsverbände, die sich auch sehr gut für Kinderfeuerwehr-Betreuende eignen.

Wofür steht JuLeiCa?

Das ist eine Abkürzung für die Jugendleiter/in-Card, die als amtlicher Ausweis in Deutschland für ehrenamtliche Mitarbeitende in der Kinder- und Jugendarbeit ausgestellt werden kann. Mit Hilfe der JuLeiCa können sich Gruppenleiterinnen und -leiter gegenüber Eltern und Teilnehmenden sowie gegenüber Politik und Gesellschaft als ausgebildete Betreuer der Jugendarbeit ausweisen. Alle Inhaber haben eine Ausbildung nach festgelegten Qualitätsstandards absolviert. So beinhaltet eine Juleica Ausbildung bundesweit 34 Zeitstunden zu grundlegenden Themen der Jugendarbeit wie Methodenkompetenzen, Gruppenpädagogik, Prävention sexualisierter Gewalt etc. Darüber hinaus ist eine Erste-Hilfe Ausbildung Pflicht.

Auch die Jugendwart-Lehrgänge an den staatlichen Feuerwehrschulen entsprechen den Juleica-Standards.

Der Fachbereich Kinderfeuerwehr der Jugendfeuerwehr Bayern hat mit Unterstützung des Jugendbüros in 2023 einen Pilot-Lehrgang für eine Juleica Schulung für Kinderfeuerwehr Betreuende gestartet und im Januar 2024 mit einem Präsenz-Wochenende abgeschlossen. Die Förderung durch die „Zukunftsstiftung Ehrenamt Bayern“ stellt dankenswerter Weise die Finanzierung dieses wichtigen Angebots sicher. Das Format war sehr erfolgreich und so soll dieses Pilot-Projekt im Laufe des Jahres 2024 mit einer weiteren Schulung im südlichen Bayern abgeschlossen werden. 20 Teilnehmerplätze pro Schulung können aber natürlich den tatsächlichen Bedarf nicht annähernd abdecken.

Aus diesem Grund arbeiten LFV und Jugendfeuerwehr Bayern gerade an der Konzeption weiterer Tagesseminare, die vom Innenministerium gefördert werden sollen. Detaillierte Informationen hierzu folgen noch.

Text: Jugendfeuerwehr Bayern

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